Was ist geschehen?
Wie von vielen Tradern, Investoren und Börsenenthusiasten erwartet, hat die FED am 31. Juli ihre Zinsentscheidung bekanntgegeben. Wie von vielen (allerdings nicht allen) erwartet, wurde der Zins um 25 Basispunkte auf 2,00 – 2,25% gesenkt. Die Aktienmärkte, der Cable und Anleihenpreise fielen nach Bekanntgabe der Nachricht, als der Markt seine Erwartungen anpasste. Die wichtigste Nachricht ist jedoch, dass es Fed Vorstand Powel eine „Anpassung während des Zyklus“ nannte. In seiner Rede machte er klar, dass die FED aber nicht vorhat, eine Reihe von Anpassungen durchzuführen. Dies stellte ein Problem dar, da die Märkte genau das erwarteten. In Folge dessen fielen die Märkte, die sich nun auf sein kämpferisches Statement einstellen.
Warum ist das wichtig?
Grundsätzlich
Die lang erwartete Entscheidung der FED hat so manche Auswirkung. Das erste was man mitnehmen kann ist, dass die FED die bereits längste US-Wirtschafts-Expansion nur halb am Ziel sieht. Zweitens – wenn dies nicht Teil einer längeren Periode an Zinssenkungen ist – wie haben Märkte in der Vergangenheit auf eine solche Nachricht reagiert? Wie betrifft die Entscheidung Trader und Investoren? Versuchen wir es herauszufinden!
Für Investoren
Um zu beginnen, möchte ich Deine Aufmerksamkeit auf das Big Picture lenken. Und das ist der aktuelle Trend in den Leitzinsen der FED. Interessanterweise befinden sich diese seit 1980 in einem Abwärtstrend:
Was ich damit meine ist, dass jeder Gipfel einer Zinssteigerungsperiode tiefer liegt, als der vorhergehende seit 1980. Das ist wichtig denn es bedeutet wenig Munition für die FED, künftige Krisen zu bekämpfen. Wie stimuliert man die Wirtschaft, wenn das BIP-Wachstum abflacht oder gar korrigiert, die Zinsen allerdings schon niedrig sind? Wenn dieser Trend weitergeht, könnte das zu einem besorgniserregenden Zustand wie in Japan führen. Dort sind das BIP-Wachstum und die Zinsrate bereits auf einem sehr niedrigen Niveau angelangt. Die Regierung kann allerdings nicht mehr viel unternehmen, da die Zinsen bereits seit Jahrzehnten auf „0“ sind.
Um auf die eigentliche Ankündigung zurückzukommen – es gibt eine interessante Beobachtung die Bloomberg gemacht hat. Diese wäre, dass eine sogenannte „Anpassung während des Zyklus“ scheinbar wirklich die Situation von 1995-1999 widerspiegelt. In dieser Situation unternahm die FED einige Anpassungen just nachdem sie einen Zinssteigerungszyklus beendet hatte.
Quelle: Bloomberg
Obwohl dabei noch andere Faktoren eine Rolle spielten, werden wir sie in diesem Artikel nicht analysieren. Was jedoch entscheidend ist, ist dass der Dow Jones nach der Anpassung zu neuen Höhen aufstieg (Randnotiz hier: Im Chart fällt der Kurs um 19% vom 17. Juli bis zum 31. August 1988, die Fed reagierte daraufhin mit einer Zinssenkung im September 1988. Es ist interessant, dass damals die Märkte eine größere Anpassung erwarteten und zunächst fielen. Sie erholten sich aber hin zu höheren Hochs). Wenn das also Powels Plan ist, stellen sich einige Fragen.
Erstens, bedeutet das künftig eine ähnliche Rallye wie 1995-1999? Zweitens, hatte die FED das im Kopf, als sie die Entscheidung traf? Das ist schwer zu sagen, bestätigt aber dass die FED keine weitere Anpassungsreihe in dem Zyklus vorhat und langfristig auf eine eher akkomodative Geldpolitik abzielt. Ganz ausgeschlossen hat er künftige Anpassungen jedoch auch nicht.
Sehen wir uns einmal an, welche Auswirkungen eine solche Zinssenkung für Aktienanleger haben könnte. Nachdem das die erste Senkung nach einer Reihe von Erhöhungen ist, schauen wir uns einmal an wie der S&P500 in der Vergangenheit auf eine solche Situation reagierte. 3 Monate, 6 Monate und 12 Monate nach Bekanntgabe der Entscheidung.
Quelle: AMP Capital
Wie wir sehen können sind Rezessionen der US-Wirtschaft in rot dargestellt. Wir stellen fest, dass wenn die USA in eine Wirtschaftskrise eintrat nachdem die Zinsen gesenkt wurden, dies in drei vierteln der Fälle durch fallende Aktienmärkte begleitet wurde. Wenn es die USA jedoch schaffte, nicht in eine Wirtschaftskrise zu steuern, stiegen die Aktienmärkte. Mehr noch, sie stiegen am meisten 6 Monate nach Bekanntgabe.
Was können wir also daraus lernen? Es führt uns zur Bezeichnung zurück, die Powell in seiner Rede für die Anpassung verwendete: „Mid-Term (z.dt. während der Laufzeit)“. Es führt also alles zu der Frage ob wir uns wirklich gerade in der Hälfte eines Zyklus befinden oder gar schon in der Endphase. Du wünschst Dir besser die erste Variante, denn wenn diese nicht zutrifft, befindet sich die USA in einer Welt voller Probleme.
Für Trader
Wie in der Einleitung bereits angesprochen, fielen sowohl der S&P500 als auch der EUR USD nach Bekanntgabe der Nachrichten stark. Manche von Euch fragen sich vielleicht wieso das der Fall ist – wenn der Markt doch eh eine Senkung um 25BP erwartet hatte! Ich denke das hat mit zwei Dingen zu tun. Zum einen erwartete nämlich fast ein viertel der Marktteilnehmer eine Zinssenkung um 50BP:
Quelle: CME Fed Watch Tool
Die fehlenden 25 Punkte sind erst einmal etwas, auf das man sich neu einstellen muss. Zweitens musste man sich darauf einstellen, dass das womöglich die letzte Anpassung eines Senkungszyklus war.
Quelle: CME Fed Watch Tool
Vergleichen wir einmal die Erwartungen für das kommende Dezember-Meeting vom 25. Juli mit denen vom 1. August. Wie wir sehen können, erwartet der Markt keine 4 weiteren Anpassungen mehr in diesem Jahr. Auch sind die Erwartungen für 3 oder gar 2 weitere Anpassungen gesunken. Als Kompensierung ist die Erwartung auf keine weiteren Anpassungen mehr gestiegen, gemeinsam mit der Erwartung auf eine weitere Anpassung. Zudem stimmte man bei der Zinsentscheidung mit 8 zu 2, einige Mitglieder stellten sich also gegen die Senkung.
Die zweiteilige Reaktion ist sichtbar im EURUSD:
Die erste vertikale Linie zeigt die FED-Entscheidungszeit, während die zweite Linie den Zeitpunkt der Pressekonferenz markiert. Wie wir sehen stieg in beiden Zeitfenstern der USD im Verhältnis zum EUR.
Der S&P500 hat ebenfalls auf die Nachrichten reagiert, in dem er um 1% fiel.
Die horizontale Linie zeigt jedoch, dass der Markt daran scheiterte, über die 2965 auszubrechen, welche einen starken Support darstellt.